Kapitel: | A3: GRÜN IST… SOZIALE GERECHTIGKEIT! |
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Antragsteller*in: | Lars, Luis, Hannah |
Status: | Geprüft |
Eingereicht: | 20.05.2020, 13:46 |
Ä16 zu A6: A3: GRÜN IST… SOZIALE GERECHTIGKEIT!
Text
Von Zeile 557 bis 562:
Dortmund Investitionszuschüsse erhalten, Wir erwarten, dass der Hauptbahnhof
nach seinem Umbau grundsätzlich barrierefrei nutzbar ist und erwarten das auch von
anderen Bahnstationen in der Stadt.
Wir setzen uns dafür ein, dass Teilhabe im Alltag selbstverständlich wird.
Städtische Veranstaltungssäle sollen grundsätzlich mit induktiven Höranlagen
ausgestattet bzw. nachgerüstet werden, damit hörgeschädigte Menschen auch an
GRÜN IST… Soziale Gerechtigkeit
… wie wir sozialen Zusammenhalt, Fairness und Miteinander stärken wollen…
Inhalt
1. Wohnen und Stadtentwicklung
1.1 Wohnen muss bezahlbar sein
1.2 Grund und Boden sind Gemeingut
1.3 Lebenswertes Dortmund
2. Wohnungslosenhilfe
3. Kommunale Arbeitsmarktpolitik – Teilhabe für Langzeitarbeitslose
4. Alt werden in Dortmund
4.1 Inklusive und starke Infrastruktur für Senior*innen
4.2 Selbstbestimmt alt werden
5. Drogenhilfe in Dortmund: Hilfe statt Sanktion
6. Hilfe für Menschen in Prostitution
7. Sicherheit in Dortmund: Bürger*innenrechte achten
7.1 Polizei, Stadt und Bürger*innen in partnerschaftlichem Zusammenwirken
7.2 Bürgerschaftliches Engagement für ein sicheres Dortmund
7.3 Zukunftsfähigkeit von Feuerwehr und Katastrophenschutz
Ein Land und auch eine Stadt sind nur dann sozial, wenn sie eine selbstbestimmte
Teilhabe für Alle ermöglichen und ihre Bürger*innen wirkungsvoll vor Armut
schützen. Das ist unser GRÜNER Anspruch. Wir stehen für eine inklusive
Gesellschaft und Stadt, in der alle dazu gehören und niemand ausgegrenzt wird.
Die Realität sieht allerdings auch in Dortmund anders aus.
Im Februar dieses Jahres waren über 33.000 Personen arbeitslos gemeldet, die
Arbeitslosenquote lag bei 10,5 Prozent. Insgesamt leben ca. 90.000 Menschen in
sogenannten Bedarfsgemeinschaften und bekommen Leistungen nach SGB II (Hartz IV)
oder Sozialgeld – unter ihnen auch viele Kinder und Alleinerziehende. Dazu
kommen ca. 15.000 sogenannte Aufstocker*innen, die von ihrer Erwerbsarbeit nicht
leben können und ergänzende Sozialleistungen erhalten. Der gesetzliche
Mindestlohn hat an dieser Situation wenig geändert, weil er zu niedrig ist, um
die Menschen von Transferleistungen unabhängig zu machen; dies gilt insbesondere
für Familien mit mehreren Kindern. Und: Immer mehr Menschen in Dortmund sind
neben ihren Altersbezügen auf staatliche Unterstützung angewiesen. Die Zahl der
Bezieher*innen von Grundsicherung im Alter stieg innerhalb von zehn Jahren um 43
Prozent und liegt inzwischen ebenfalls bei ca. 15.000 Menschen.
Damit gehört Dortmund nach den Zahlen des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes zu
den zehn Regionen mit der höchsten Armutsquote: In Dortmund liegt sie konstant
bei gut 20 %. Der Sozialbericht 2018 betrachtet die soziale Lage in Dortmund
nach Kriterien wie Höhe des Einkommens, Bildungschancen der Kinder, Teilhabe am
Arbeitsmarkt, Wohnsituation, Gesundheit und macht deutlich: Die soziale
Ungleichheit ist in bestimmten Sozialräumen sehr groß. Damit können und wollen
wir uns nicht zufriedengeben. Der Bericht zur sozialen Lage muss kontinuierlich
fortgeschrieben werden und die Grundlage für entsprechende Konzepte zur
Armutsbekämpfung sein, die mit anderen Prozessen wie etwa der Kommunalen
Arbeitsmarktstrategie abstimmt werden.
Als GRÜNE wissen wir: Es kann keine ökologische Nachhaltigkeit geben ohne eine
soziale Nachhaltigkeit. Das eine ist vom anderen nicht zu trennen. Ob in der
Kinderbetreuung und in der Schulpolitik, ob bei der Politik für Senior*innen, in
der Arbeitsmarktpolitik oder beim bezahlbaren Wohnen – an vielen Stellen unseres
Programms finden sich deshalb Vorschläge, um die soziale Situation vieler
Dortmunder*innen zu verbessern.
1. Wohnen und Stadtentwicklung
1.1 Wohnen muss bezahlbar sein
Dortmund wächst. Die Bevölkerungszahl erhöhte sich seit 2014 um rund 13.300
Personen. Der Wohnungsmarkt kommt trotz vieler Neubauten mit diesem stetigen
Zuwachs nicht mit. Folge: Die Wohnkosten steigen, Wohnraum für Menschen mit
geringem und normalem Einkommen ist zur Mangelware geworden. Die
durchschnittliche Nettokaltmiete stieg seit 2014 um insgesamt 20 Prozent auf
aktuell 7,00 €/qm (2019) im Mittel. Bei neu gebauten Wohnungen lag der
Mittelwert im Jahr 2019 schon bei 10,50 €/qm. Nur noch 7,5 Prozent des gesamten
Dortmunder Wohnungsbestands waren im Jahr 2018 geförderte Wohnungen – und die
Entwicklung ist weiterhin rückläufig. Gleichzeitig aber steigt die Zahl der
Haushalte, die auf eine Unterstützung durch das Wohnungsamt angewiesen sind.
2018 waren insgesamt 5.000 Haushalte anspruchsberechtigt, rund 2.000 davon
standen auf der Warteliste für eine öffentlich geförderte Wohnung.
Alle Dortmunder*innen sollen eine gute Wohnung finden und sich diese Wohnung
auch leisten können. Das heißt auch, dass für den Durchschnittshaushalt die
Miete nicht mehr als 30 Prozent des verfügbaren Einkommens betragen sollte. Für
alle Dortmunder*innen müssen ausreichend Wohnungen zur Verfügung stehen, die
barrierefrei und bezahlbar sind.
Grün wählen für:
Der Anteil von geförderten Wohnungen in jedem Neubaugebiet soll auf mindestens
30 Prozent erhöht werden.
Seit dem Ratsbeschluss vom 10. April 2014 gibt es eine Regelung, die festlegt,
dass in jedem Baugebiet mindestens 25 Prozent der entstehenden Wohneinheiten
öffentlich geförderte Mietwohnungen sein müssen. Diese Quote reicht aufgrund der
steigenden Nachfrage und der wachsenden Bevölkerung heute nicht mehr aus und
muss an die neuen Entwicklungen angepasst werden.
In jedem Neubaugebiet sollen mindestens 10 Prozent der Wohnungen im sog.
preisgedämpften Segment, also mit Quadratmeterpreisen zwischen Angebotsmiete und
Sozialmiete angeboten werden. Es gibt viele Dortmunder*innen mit niedrigem oder
mittlerem Einkommen, die die durchschnittliche Neubaumiete von 10,50 €/qm in
Dortmund nicht aufbringen können. Deshalb muss in den Bebauungsplänen zukünftig
festgesetzt werden, dass ein Mindestanteil an Wohnungen für Preise zwischen 6
und 9 €/qm vermietet wird. Eine Sicherung der Quotierung erfolgt zum Beispiel
über einen städtebaulichen Vertrag.
Bewahren gewachsener Quartiere durch eine soziale Erhaltungssatzung bzw.
Milieuschutzsatzung
Bei zunehmendem Wohnungsmangel findet verstärkt eine bauliche Aufwertung von
meist innenstadtnahen Wohngebieten statt. Das ist ein positiver Prozess, solange
er nicht zur Verdrängung der alteingesessenen Mieter*innen mit niedrigem
Einkommen durch eine neue, finanzkräftige Bevölkerung führt und das Viertel
seine soziale Struktur komplett verändert. Durch den Erlass sozialer
Erhaltungssatzungen kann die Gefahr der Verdrängung durch Umwandlung in
Eigentumswohnungen und Luxusmodernisierungen verringert werden. Zudem kann die
Stadt Vorkaufsrechte geltend machen und bebaute oder unbebaute Grundstücke
selbst kaufen, um Immobilienspekulationen vorzubeugen. Und sie kann verhindern,
dass bisher günstige Mietwohnungen in Eigentumswohnungen umgewandelt werden.
Nach dem Vorbild der Stadt Leipzig sollte zudem die gesamte Stadt Dortmund
hinsichtlich von Verdrängung bedrohter Stadtteile und Quartiere untersucht
werden.
Förderung von Investitionen im Bestand
Die Stadt Dortmund setzt bei ihren eigenen Liegenschaften hohe Standards
bezüglich der Energieeffizienz. Der größte Teil der Gebäude in Dortmund,
insbesondere der Wohngebäude, ist jedoch in privater Hand. Für viele Menschen
sind gerade die Heizkosten eine enorme Belastung. Diese können durch eine
energetische Sanierung deutlich gesenkt werden. Gleichzeitig bringt eine solche
Sanierung viel für den Klimaschutz. Wir wollen, dass die Kosten dafür auch über
zusätzliche städtische Fördergelder abgefedert werden, statt über eine Umlage
allein von den Mieter*innen finanziert. Ein entsprechendes kommunales
Förderprogramm schafft zudem einen zusätzlichen Investitionsanreiz.
Für die Mieter*innen der städtischen Wohnbaugesellschaft Dogewo21 sollen sich
Mieterhöhungen aufgrund energetischer Modernisierungen und die sich daraus
ergebende Energieeinsparung finanziell ausgleichen.
Verstärkter Bau von geförderten Wohnungen durch Dogewo21 bzw. die Dortmunder
Stadtentwicklungsgesellschaft (DSG)
Wohnen ist ein Grundrecht und gehört zur Daseinsvorsorge der Stadt. Sie muss
durch ihre stadteigene Wohnungsbaugesellschaft dafür Sorge tragen, den
Wohnungsmarkt zu entspannen. Dies wird durch den verstärkten Bau von geförderten
Wohnungen durch die Stadt erreicht. Dafür muss die Dogewo21 in die Pflicht
genommen werden. Dazu gehört auch der strategische Ankauf von Wohnungsbeständen
in problematischen Lagen.
Das Ziel ist es, über Dogewo 21 bzw. die DSG in der kommenden Wahlperiode
jährlich rund 500 geförderte Wohnungen für alle Generationen und Zielgruppen vom
Einpersonenhaushalt bis zu Familien mit Kindern zu errichten. Hierfür sind
geeignete Grundstücke an Dogewo21 bzw. DSG zu übertragen und Baurecht zu
schaffen.
Begrenzung der Mietenentwicklung
Die Leerstandsquote in Dortmund hat sich in den letzten 15 Jahren halbiert.
Während sie im Jahr 2004 noch bei über 4 Prozent lag, betrug sie Ende 2018 nur
noch 2 Prozent. Manche Stadtteile erreichen mit einer Quote von 1 Prozent de
facto Vollvermietung. Diese Entwicklung zeigt, dass auch in Dortmund Instrumente
zur Mietbegrenzung nötig sind. Auf Landesebene machen wir uns deshalb dafür
stark, dass Kappungsgrenzen, Mietendeckel und
Mietpreisbremse auch in NRW zum Schutz für Mieter*innen eingeführt werden.
Wohnen als Grundrecht
In Dortmund gibt es verschiedene Gruppen von Menschen, die aus unterschiedlichen
Gründen Schwierigkeiten haben, eine eigene Wohnung zur finden. Wir wollen allen
Einheimischen und Zugezogenen ermöglichen, selbstbestimmte Mieter*innen zu sein.
Die Betroffenen benötigen – neben der städtischen Wohnungslosenhilfe –
Unterstützung und Hilfe ohne große Hürden. Wir unterstützen deshalb Konzepte wie
Housing First, die Wohnungslosigkeit direkt beenden und flexible wohnbegleitende
Hilfen zum dauerhaften Wohnungserhalt anbieten.
Menschen, die ALG II, Grundsicherung oder Sozialgeld beziehen, erhalten bei der
Berechnung der Angemessenheitsgrenzen der Kosten der Unterkunft einen Klimabonus
für energetisch sanierte Wohnungen, angelehnt an die Zuschläge des Mietspiegels.
Barrierefreies Wohnen
Wir unterstützen den (Um-)Bau von barrierefreien und altersgerechten Wohnungen.
Dabei wollen wir Wohnungseigentümer*innen von den Vorzügen barrierearmer und -
freier Wohnungen überzeugen. In städtebaulichen Wettbewerben sollen
barrierefreie Wohnungen eingefordert und bevorzugt werden.
1.2 Grund und Boden sind Gemeingut
Der Rat hat 2018 auf GRÜNE Initiative die Erarbeitung von Grundsätzen für die
Vergabe städtischer Grundstücke verabschiedet. Dazu gehört, dass in Dortmund
Baugrundstücke zukünftig über sog. Konzeptverfahren vergeben werden: Nicht
allein der Preis ist das entscheidende Kriterium für die Grundstücksvergabe,
sondern es fließen auch Kriterien wie zum Beispiel ein Mobilitätskonzept für die
künftigen Bewohner*innen, eine klimafreundliche Energieversorgung usw. in die
Entscheidung für einen Investor ein. Bei Konzeptverfahren werden außerdem der
Anteil geförderten Wohnraums (über die verpflichtende 25-Prozent-Quote hinaus)
und verlängerte Bindungsfristen (über die 20 bzw. 25 Jahre hinaus gemäß den
aktuellen Förderbestimmungen) berücksichtigt.
Um die künftige Stadtentwicklung ökologisch und nachhaltig steuern zu können,
muss die Stadt Eigentümerin des kommunalen Grund und Bodens bleiben und in die
Lage versetzt werden, auch Grundstücke dazuzukaufen.
Grün wählen für:
In der öffentlichen Hand Halten städtischer Grundstücke
Städtische Grundstücke sollen nicht mehr verkauft, sondern durch Erbpacht in der
öffentlichen Hand gehalten werden. Durch die Vergabe von Erbbaurechten wird die
Stadt Dortmund in die Lage versetzt, im Sinne des Gemeinwohls aktiv und steuernd
Einfluss zu nehmen auf den Bodenmarkt und seine (städtebauliche) Entwicklung.
Denn nach Ablauf des Erbbaurechts fällt das Grundstück wieder an die Stadt
zurück und die Stadt kann die weitere Nutzung an den aktuellen Bedarf anpassen.
Dies gilt auch für Gewerbeflächen.
Grundstücksvergaben in Erbpacht erhalten nicht nur das kommunale Grundvermögen,
sondern durch den Erbbauzins wird auch eine dauerhafte Einnahme erzielt. Das
Erbbaurecht kann einen sinnvollen Beitrag zur Daseinsvorsorge und zur
nachhaltigen Schaffung und Sicherung von bezahlbarem Wohnraum leisten, indem zum
Beispiel für geförderte Wohnungen geringere Erbpachtzinsen und/oder reduzierte
Verkehrswerte gemäß Gemeindeordnung angesetzt und längere Bindungsfristen
vereinbart werden.
Verhinderung von Bodenspekulation
Gemeinwohl vor Rendite ist unsere Forderung für die städtische Boden- und
Wohnungspolitik. Bauland und Wohnungen dürfen nicht zu Spekulationsobjekten
werden. Dagegen können Vorkaufsrechte (zum Beispiel über Bauleitplanung,
Sanierungsgebiete und Milieuschutzgebiete) helfen, die sowohl für die Stadt als
auch für Genossenschaften festgelegt werden.
Unser Ziel ist es, den Bestand von Wohnungen und Boden im Besitz der
öffentlichen Hand mit einer aktiven Ankaufstrategie zu vergrößern. Dazu gehört
auch die Verankerung eines kommunalen Vorkaufsrechts für ganze Stadtgebiete
(Gebiete mit sozialer Erhaltungssatzung). Akteur*innen wie Genossenschaften oder
Stiftungen, die gemeinwohlorientiert handeln, sollen diese kommunale Strategie
ergänzen.
Vereinbarungen mit Eigentümer*innen / Investor*innen zu einer nachhaltigen und
sozialen Quartiersentwicklung
Um die Stadt und die Quartiere nachhaltig und sozial zu entwickeln, braucht
Dortmund die Zusammenarbeit mit engagierten Investor*innen. Über städtebauliche
Verträge und Konzeptvergaben wird erreicht, dass – neben dem Kaufpreis – noch
weitere Kriterien eine entscheidende Rolle spielen: die Verbesserung des
Angebots von Wohnraum im unteren Preissegment, die Förderung alternativer
Mobilität (zum Beispiel mit Carsharing-Angeboten, E-Ladestationen, gesicherten
Abstellflächen für Fahrräder, Stellflächen für Lastenräder usw.),
Quartierskonzepte, Entwicklung des Mikroklimas sowie ökologisches Bauen.
Effizientere Bodennutzung durch flächensparendes Bauen
In der Innenstadt sind die Flächen für den Wohnungsbau begrenzt. In zentralen
Neubaugebieten haben Mietgeschosswohnungen deshalb für uns eindeutig Vorrang vor
Einfamilienhäusern. Um mit wenig Flächenverbrauch mehr Wohnungen bauen zu
können, halten wir sowohl den Ausbau von Dachgeschossen als auch eine höhere
Geschossigkeit bei Neubauten für sinnvoll. Angesichts des mit zunehmendem
Wachstum immer kostbarer werdenden Bodens wird Dortmund in Zukunft nach oben
wachsen müssen. Grüne Hochhäuser, die Arbeiten und Wohnen vereinbaren, können im
Innenstadtbereich entstehen. Die „doppelte Innenentwicklung“, das heißt die
Qualifizierung und Erweiterung von Grün- und Freiflächen, der Erhalt von
Frischluftbahnen oder von mikroklimatisch wirksamem Grün ist für uns dabei eine
entscheidende Voraussetzung. Das heißt aber auch, dass in Konfliktfällen immer
wieder individuell zwischen Nachverdichtung und Erhalt von Grün- und Freiflächen
abgewogen werden muss.
Flächenkreislaufwirtschaft: Wiederverwerten von Flächen, statt Versiegelung
neuer Flächen
Wir wollen in Dortmund nach Möglichkeit keine neuen Flächen versiegeln. Die
Umnutzung und Wiederverwertung bereits erschlossener Grundstücke und die
Aktivierung brachliegender Flächen hat absoluten Vorrang vor einer Neuausweisung
– sowohl für Baugebiete als auch für Gewerbeflächen.
Effizientere Bodennutzung durch Überbauung von Stellplatz- und Handelsflächen
In Dortmund wird für Supermärkte künftig der mehrgeschossige Bau mit Büros
und/oder Wohnungen in den oberen Stockwerken zum Standard. Um weitere schon
versiegelte Flächen besser zu nutzen, sollen auch bestehende Stellplatzflächen
entsprechend überbaut werden.
Bedarfsgerechte Verteilung des bestehenden Wohnangebots
Angesichts des angespannten Wohnungsmarktes wollen wir Möglichkeiten schaffen,
dass Wohnungen freiwillig, zum vergleichbaren Quadratmeterpreis und möglichst im
Quartier getauscht werden können. Wohnungstauschbörsen beim Wohnungsamt oder bei
den Wohnungsbaugesellschaften können helfen, die passenden Wohnungen für die
jeweilige Lebenslage zu finden. Lösungsansätze bietet das „Frankfurter Programm
zum Wohnungstausch“, das auf den festgelegten Mietpreisen im geförderten
Wohnungsbau aufsetzt. Auch Vereinbarungen der Stadt mit der Dogewo21 und den
großen Wohnbaugesellschaften sind möglich.
Stärkere Förderung von Genossenschaften und gemeinwohlorientierte
Baugemeinschaften
Genossenschaftliches Wohnen und Baugemeinschaften zeichnen sich durch
Solidarität und gemeinsame Verantwortung aus. So kann nicht nur preiswerter
Wohnraum geschaffen werden, sondern es werden auch Chancen für kreatives,
vielfältiges und buntes Wohnen und Leben eröffnet. Das hilft, sowohl die soziale
Balance in den Quartieren der Stadt zu erhalten als auch die gesellschaftliche
Vielfalt zu stärken. Schon jetzt werden auf GRÜNE Initiative hin 10 Prozent der
Grundstücksfläche in Neubaugebieten für solche Projekte vorgehalten. Diesen
Anteil gilt es zu verdoppeln und zur Verfügung stehende Grundstücke primär
genossenschaftlichen, gemeinschafts- und gemeinwohlorientierten
Baugemeinschaften anzubieten.
Wir wollen Möglichkeiten schaffen, dass die Stadt durch die Gewährung zinsloser
Darlehen auch einkommensschwächeren Haushalten den Eintritt in eine
Wohnbaugenossenschaft ermöglicht.
1.3 Lebenswertes Dortmund
Die Lebensqualität in unserer Stadt hängt maßgeblich von unserer Umwelt ab.
Deshalb treten wir GRÜNE für die Entwicklung und den Erhalt der Grünflächen
sowie der natürlichen und naturnahen Lebensräume im Stadtgebiet und für die
naturnahe Gestaltung von Wasserläufen ein. Damit schaffen wir die Grundlagen für
Artenvielfalt auch im städtischen Raum. Wir sorgen für den Schutz der Menschen
vor Lärm und Schadstoffen und wir haben auch den Schutz des Klimas im Blick.
Das Konzept der „autogerechten Stadt“ muss abgelöst werden durch das Ziel der
„menschengerechten Stadt“. Eine dichtere und urbanere Stadt kann nur mit weniger
Autoverkehr und höherer Aufenthaltsqualität des Stadtraums funktionieren.
Entscheidend für unsere dynamische Stadt ist es, den öffentlich nutzbaren Raum
zu erhalten und ihn zum Bewegungsraum weiterzuentwickeln.
Ziel GRÜNER Politik ist eine Stadt, deren Gestaltung sich an der Gesamtheit der
Lebensbedürfnisse der Menschen orientiert statt den Verkehrsfluss der Autos und
entsprechende Abstellmöglichkeiten zum alleinigen Maßstab zu machen.
Lebensqualität bedeutet vor allem: weniger Autoverkehr, mehr Ruhe, mehr
Freiräume, Parks und Seen, Schatten spendende Bäume, begrünte Dächer und eine
sozial durchmischte Stadt ohne abgeschottete Wohnviertel – weder für die Armen
noch für die Reichen. Eine GRÜNE Stadt ist kein Selbstzweck. Es geht zuallererst
darum, das Leben im Sinne der Menschen zu verbessern, und zwar vor allem für die
einkommensschwächeren Dortmunder*innen, die oft diejenigen sind, die
beispielsweise an lauten Straßen mit hoher Luftverschmutzung leben müssen. Sie
sind auf eine soziale und ökologische Weiterentwicklung der Stadt besonders
angewiesen.
Grün wählen für:
Am Gemeinwohl ausgerichtete Quartiersentwicklung
Bei der Entwicklung neuer Wohnquartiere muss der gemeinwohlorientierte Bedarf
des umliegenden Stadtteils stärker berücksichtigt werden: Beispiele sind ein
bedarfsgerechtes Wohnungsangebot, soziale Einrichtungen wie Kitas,
Begegnungszentren und Pflegeeinrichtungen sowie eine wohnungsnahe
Einzelhandelsversorgung. Wir wollen Nutzungsmöglichkeiten und Einrichtungen
schaffen, die eine kostenfreie Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen.
Gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung und einem guten Quartiersmanagement
wollen wir den Einzelhandel stärken und Leerstände insbesondere in den
Stadtteilzentren verhindern.
Beteiligung der Menschen vor Ort bei Planungsprozessen
Die Entwicklung großer Areale in der Stadt ist nicht allein Thema von
Stadtverwaltung und Investor*innen. Die Menschen vor Ort müssen auf Augenhöhe
und frühzeitig in Planungsprozesse als legitime Kooperationspartner*innen in die
Stadtentwicklung einbezogen werden. Es gibt viele Initiativen, die sich mit viel
Know-how bei der Entwicklung zum Beispiel des Hafenquartiers, des ehemaligen
HSP-Geländes oder der Nordfläche am Hauptbahnhof einsetzen.
Wir wollen die Bürger*innen an städteplanerischen Entwicklungen beteiligen und
ihre Anregungen in die weiteren Planungen einfließen lassen – mit der Option,
dass sich Pläne auch ändern können.
Wir wollen, dass Bestandserhalt ernst genommen wird und kreative Gestaltungs-
und Umnutzungsideen entwickelt werden. Die Einbindung von Baugruppen, die
Bereitstellung von Räumen für Gemeinschaftsnutzungen sowie Experimentier- und
Freiräume sind wichtige Bestandteile einer gemeinwohlorientierten
Stadtentwicklung. Akteur*innen, die einen sozialen und kulturellen Mehrwert für
die Nachbarschaft und Stadtgesellschaft leisten, haben für uns den gleichen
Stellenwert wie wirtschaftliche Akteur*innen.
Schaffen öffentlicher Räume
Für uns GRÜNE ist die Erweiterung, Entwicklung und Gestaltung des öffentlichen
Raums eine zentrale Zukunftsaufgabe, um Teilhabe und Zusammenhalt in der
Gesellschaft zu fördern. Hinter dem Begriff „öffentlicher Raum“ verbergen sich
nicht nur Parks und öffentliche Plätze.
Öffentliche Räume bringen Menschen jedweder Herkunft, Geschlecht, sozialer
Schicht und Alter zueinander. Wir wollen Angebote schaffen, die es den Menschen
ohne Hürden möglich machen, zusammenzukommen, sich kennenzulernen, Kontakte zu
pflegen und am öffentlichen Leben teilzuhaben.
Nicht zuletzt ist der öffentliche Raum ein wichtiger Ort des politischen
Diskurses. Dafür wollen wir Orts- und Stadtteilzentren stärken, eine Stadt der
kurzen Wege bieten. Wir wollen im öffentlichen Raum eine hohe
Aufenthaltsqualität für alle schaffen: mit Grün und Wasser, guten
Sitzmöglichkeiten, Spielplätzen, Veranstaltungsflächen, Kunst, Trinkbrunnen,
Toiletten, Foodsharing-Stationen, Bücherschränken und mehr. Angebote zum
kostenlosen und angenehmen Aufenthalt in der Öffentlichkeit sind eine
Investition in eine lebendige und gerechte Gemeinschaft, ein wichtiger Beitrag
zu Inklusion und Teilhabe.
Barrierefreiheit für den gesamten öffentlichen Raum
Senior*innen, Kinder und Menschen mit Behinderungen sollen sich sicher und
selbstständig in der Stadt bewegen können. Ein barrierefreier öffentlicher Raum
mit Nahversorgung im Wohnumfeld gibt Senior*innen und Menschen mit Behinderung
die Möglichkeit, sich lange selbstbestimmt zu versorgen und zugleich am
gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.
Neuaufteilung des Straßenraums zugunsten von Fußgänger*innen und Radverkehr
Öffentlicher Raum ist ein Gemeingut und sollte gleichermaßen für alle zugänglich
sein. Doch ein großer Teil der Fläche ist derzeit den Autos – fahrenden oder
parkenden – vorbehalten. Damit hat sich der Stadtraum vom Bewegungs- und
Aufenthaltsraum zu einem Raum für den motorisierten Verkehr entwickelt.
Wir setzen uns dafür ein, dass der Straßenraum wieder zum Raum für den Menschen
wird und allen Verkehrsteilnehmer*innen gleichberechtigt zur Verfügung steht. Er
soll zur Begegnungszone nach Schweizer Vorbild werden – attraktiver und sicherer
für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen. Auch wenn es derzeit in Deutschland
noch keine rechtliche Grundlage für Begegnungszonen nach Schweizer Vorbild gibt
(eine Begegnungszone ist eine Form der Verkehrsberuhigung, in der
Fußgänger*innen Vorrang vor Fahrzeugen haben), wollen wir bei der zukünftigen
Stadt- und Straßenplanung den Menschen mit all seinen Mobilitätsbedürfnissen und
nicht nur das Auto vorrangig in den Blick nehmen (s. auch Kapitel Mobilität).
Verminderung von Lärm
Lärm beeinflusst nicht nur die Lebensqualität, sondern wirkt sich auch auf die
Gesundheit aus. Der Lärmaktionsplan der Stadt muss kontinuierlich
weiterentwickelt werden und dazu beitragen, besonders verlärmte Orte vor allem
an verkehrsreichen Straßen konsequent zu beruhigen – unter anderem durch die
Reduzierung von Geschwindigkeit und Verkehrsaufkommen.
Geschwindigkeitsbegrenzungen auf 30 km/h müssen die Regel sein (s. auch Kapitel
Mobilität). Dazu gehört auch, dass eine Straße wie die OW IIIa bzw. L 663 n, die
eine der letzten großen Ruhezonen in Dortmund durchschneiden würde, nicht
weitergebaut wird.
Auch der Dortmunder Flughafen belastet die Anwohner*innen mit zusätzlichem Lärm.
Deshalb lehnen wir die Verlängerung der Start- und Landebahn sowie jegliche
Aufweichung des Nachtflugverbotes ab. Langfristig fordern wir den Rückbau des
Flughafens (s. auch Kapitel Mobilität).
Förderung von nachhaltigem Bauen
Der Bausektor gehört zu den Wirtschaftszweigen mit dem höchsten
Ressourcenverbrauch. Gleichzeitig herrscht in Dortmund ein Bauboom. Für uns
bedeutet das, klimaneutrales und nachhaltiges Bauen nach anerkannten
Zertifizierungssystemen zu fordern und zu fördern.
Die Bewertung der Klimaneutralität muss zukünftig bei kommunalen Bauvorhaben
obligatorisch sein. Das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) wird bereits
verpflichtend für Neubauten des Bundes und einiger Bundesländer angewendet. Die
Stadt Dortmund sollte die Anwendung des BNB für städtische Bauvorhaben einführen
und damit ihrer Vorbildrolle gerecht werden. Auf Landes- und Bundesebene machen
wir uns für entsprechende Förderprogramme im kommunalen Sektor stark.
Um nachhaltiges Bauen nach anerkannten Bewertungs- und Zertifizierungssystemen
auch in der Privatwirtschaft anzuregen, könnten Förderprogramme die Mehrkosten
an Planungshonoraren auffangen.
2. Wohnungslosenhilfe
Wie viele Menschen in Dortmund obdach- und wohnungslos sind, weiß niemand so
genau. Fakt ist: Es sind viele Hundert, die Zahl liegt höher als offiziell
bekannt und sie steigt weiter. Das zeigen die Zahlen der Besucher*innen bei der
Wohnungslosen-Initiative Gast-Haus e.V., bei der Kanaa-Suppenküche sowie in der
Männer- und in der Frauenübernachtungsstelle. Dazu kommen viele Menschen, die
akut von Wohnungslosigkeit bedroht sind. All das ist auch Ausdruck der
grundsätzlichen Armut vieler Menschen in der Stadt. Das im Jahr 2018
verabschiedete Konzept zur Weiterentwicklung der Wohnungslosenhilfe beinhaltet
vor allem bereits bestehende Hilfs- und Unterstützungsmaßnahmen und entwickelt
sie quantitativ weiter. Wir fordern zusätzlich eine qualitative
Weiterentwicklung der Wohnungslosenhilfe.
Grün wählen für:
Keine Verdrängung obdachloser Menschen
Armut, Obdach- und Wohnungslosigkeit gehören auch in Dortmund zur
gesellschaftlichen Realität und zum Stadtbild. Eine Verdrängung obdachloser
Menschen aus dem öffentlichen Raum lehnen wir ebenso ab wie Ordnungsgelder für
den Aufenthalt auf der Straße. Statt einer Bestrafung Obdachloser für ihre
Obdachlosigkeit setzen wir uns für eine kontinuierliche Weiterentwicklung der
Unterstützungs- und Hilfsangebote ein.
Weiterentwicklung von Männer- und Frauenübernachtungsstellen
Sowohl die Männer- als auch die Frauenübernachtungsstelle sind erneuert und
erweitert worden. Dabei werden konzeptionell auch Hilfs- und
Beratungsmöglichkeiten angeboten. Schon jetzt zeichnet sich aber ab, dass die
vorhandenen Plätze perspektivisch nicht reichen werden. Zusätzlich fehlen Plätze
für obdachlose Paare oder auch für obdachlose Menschen mit Hunden. Wir setzen
uns dafür ein, bei Bedarf erweiterte Angebote zu schaffen. Der Zugang zu
sogenannten Übernachtungsscheinen durch das Jobcenter oder das Sozialamt, um
kostenfreie Übernachtungen zu ermöglichen, soll erleichtert werden.
Nicht-Dortmunder*innen und EU-Zugewanderte können die Übernachtungsstellen nur
eine Nacht nutzen, wenn sie nicht selbst zahlen. Das bedeutet einen faktischen
Ausschluss dieser Gruppen von warmen und sicheren Übernachtungsmöglichkeiten.
Das wollen wir ändern.
Nothilfeprogramm im Winter
Wir wollen die Hilfen für obdachlose und wohnungslose Menschen im Winter
verbessern. Bereits in den letzten Jahren kam es teilweise zu lebensbedrohlichen
Situationen, wenn Menschen im Freien übernachtet haben. Eine Öffnung der U-
Bahnhöfe ist bis jetzt immer wieder abgelehnt worden. Wir setzen uns deshalb
dafür ein, dass es ein schlüssiges Nothilfeprogramm für die Wintermonate gibt.
Mitternachtsbus
Seit vielen Jahren fordern wir einen Wärme- oder Mitternachtsbus, der obdach-
und wohnungslose Menschen ohne Übernachtungsplatz versorgt und ihnen
unbürokratische Überlebenshilfen bietet. Seit Ende 2018 gibt es einen Bus, der
vom Malteser Hilfsdienst Dortmund, der Katholischen Stadtkirche Dortmund und der
Katholischen St.-Johannes-Gesellschaft organisiert wird. Der Bus versorgt
mehrmals in der Woche abends in der Innenstadt obdach- und wohnungslose Menschen
mit Tee, Kaffee und heißer Suppe, mit Hygieneartikeln, warmer Kleidung und
Schlafsäcken. Jeden Abend werden damit bis zu 100 Menschen erreicht, versorgt
und unterstützt. Der Betrieb läuft ausschließlich über Ehrenamtliche und wurde
bisher ausschließlich aus Spendenmitteln finanziert. Auf Antrag der GRÜNEN
Ratsfraktion wird der Bus ab 2020 mit 10.000 Euro jährlich unterstützt. Wir
setzen uns dafür ein, dass der Bus perspektivisch ganzjährig fährt und ein
fester Bestandteil der Notfallhilfen für obdach- und wohnungslose Menschen wird.
Nothilfeprogramm für EU-Zuwander*innen
Ein großer Teil der Zuwander*innen aus Südosteuropa ist zunehmend von Armut und
Verelendung betroffen oder bedroht, weil sie die rechtlichen Voraussetzungen für
die Anerkennungs des Hilfsbedarfs nicht erfüllen. Viele sind obdachlos oder
leben in prekären Wohnverhältnissen. Sie besitzen weder einen Anspruch auf
Sozialleistungen noch einen Krankenversicherungsschutz und sind größtenteils von
integrierenden Hilfeleistungen ausgeschlossen. So ist zum Beispiel eine
Versorgung mit Lebensmitteln bei der Dortmunder Tafel an die Voraussetzung
geknüpft, dass für den Erhalt eines Tafelausweises die Bedürftigkeit mit einem
amtlichen Bescheid über den Bezug von Sozialleistungen nachgewiesen wird. Diesen
Bescheid haben aber viele der Zuwander*innen nicht. Für die betroffenen Menschen
bleiben im Fall der Bedürftigkeit meist nur die offenen Tagestreffs,
Suppenküchen oder Notfallambulanzen, wo ihnen unabhängig von ihren rechtlichen
Ansprüchen geholfen wird. Ein eigenständiges niedrigschwelliges Konzept bzw.
Nothilfeprogramm zur Verbesserung der Lebenssituation der Betroffenen gibt es
bis heute nicht. Wir wollen, dass ein solches Konzept erstellt wird, das sich an
den konkreten Lebenslagen orientiert. Bestandteil eines solchen Programms muss
insbesondere die medizinische Versorgung sein.
Stärken vorhandener Tagesaufenthalte – Schaffen dezentraler Tagesaufenthalte
Die vorhandenen Tagesaufenthalte wollen wir stärken und auch mit kommunalen
Mitteln absichern. Notwendig sind aber aufgrund der gestiegenen und weiter
steigenden Zahlen wohnungsloser Menschen mehr kleine dezentrale Möglichkeiten
des Tagesaufenthalts – vor allem auch für die zunehmende Zahl jugendlicher
Obdachloser. In den Einrichtungen sind insbesondere Möglichkeiten des Waschens
und der Körperhygiene zu schaffen.
Housing First
Vor dem Hintergrund des angespannten Wohnungsmarkts haben Menschen in prekären
Lebenslagen Probleme, adäquate Wohnungen zu finden. Das gilt besonders für
bisher Obdach- und Wohnungslose. Das Housing-First Konzept beendet
Wohnungslosigkeit unmittelbar und bietet flexible wohnbegleitende Hilfen zum
dauerhaften Wohnungserhalt an. Dabei besteht von Anfang an ein normales,
unbefristetes Mietverhältnis mit allen Rechten und Pflichten. Das ist ein
entscheidender Unterschied zum derzeit praktizierten System, in dem Betroffene
ihre „Wohnfähigkeit“ zunächst unter Beweis stellen müssen. Wir setzen uns dafür
ein, das Konzept des Housing First in Dortmund einzuführen.
3. Kommunale Arbeitsmarktpolitik – Teilhabe für Langzeitarbeitslose
Der ökologische Umbau, die Digitalisierung und der technologische Wandel in der
Arbeitswelt setzen viele Arbeitsplätze unter Veränderungsdruck. Dortmund hat
eine lange Geschichte des Strukturwandels hinter sich. In den letzten Jahren
konnte gemeinsam mit vielen arbeitsmarktpolitischen Akteur*innen, darunter die
lokale Wirtschaft, die Agentur für Arbeit, das Jobcenter und viele
Beschäftigungsträger, die Zahl der Menschen ohne Erwerbsarbeit deutlich
verringert werden. Die Stadt Dortmund soll ihren Einsatz für nachhaltige
Beschäftigung und gute Arbeit weiter verstärken.
Grün wählen für:
Strategien für die Teilhabe am Arbeitsmarkt
Trotz der Bemühungen der Stadt sind immer noch viele Menschen in Dortmund
langzeitarbeitslos und mit ihren Familien und Angehörigen von Leistungen des
Staates abhängig. Im Januar dieses Jahres waren es noch über 83.000 in über
42.000 Bedarfsgemeinschaften.
Das Job Center unterstützt bereits Arbeitgeber*innen, die Langzeitarbeitslose
über das Teilhabechancengesetz des Bundes in den ersten Arbeitsmarkt
eingliedern. Darüber hinaus brauchen wir für Menschen, die langzeitarbeitslos
sind und absehbar keine Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt haben, einen
öffentlichen geförderten sozialen Arbeitsmarkt, der eine verlässliche
Perspektive eröffnet. Dazu müssen nicht nur befristete, sondern auch
unbefristete Beschäftigungsverhältnisse geschaffen werden. Dafür setzen wir uns
auf Bundes- und Landesebene ein.
Dortmund hat in den letzten Jahren eigene finanzielle Mittel aufgebracht, um
Langzeitarbeitslosigkeit mit Hilfe von Bundes- und Landesmitteln über Projekte
vor Ort effektiv und nachhaltig zu verringern. Diese Kommunale
Arbeitsmarktstrategie werden wir weiter unterstützen. Statt Arbeitslosigkeit zu
verfestigen, wollen wir Teilhabechancen schaffen und die soziale und ökologische
Infrastruktur in den Quartieren der Stadt stärken.
Integration von geflüchteten Menschen durch und in Arbeit
Die Integration von zu uns geflüchteten Menschen in den Arbeitsmarkt ist eine
besondere Herausforderung. Klar ist, dass eine echte Integration nur gelingen
kann, wenn ein eigenes Einkommen ein eigenständiges Leben und eine
Lebensperspektive ermöglicht. Wir setzen uns weiterhin für eine Integration der
geflüchteten Menschen in den Dortmunder Arbeitsmarkt ein. Im Rahmen der
Kommunalen Arbeitsmarktstrategie müssen alle arbeitsmarktpolitischen
Akteur*innen entsprechende Schwerpunkte wie zum Beispiel
Qualifizierungsangebote, Sprachkurse etc. setzen. Mit der Integration begegnen
wir erfolgreich dem zunehmenden Fachkräftemangel bei Dortmunder Unternehmen und
Handwerksbetrieben.
Perspektiven für junge Menschen
Die Zahl Jugendlicher und junger Erwachsener ohne Arbeit ist in Dortmund immer
noch viel zu hoch. Allein im Januar dieses Jahres waren 2849 junge Menschen
unter 25 Jahren ohne Job. Wer sein Erwerbsleben mit einer Phase der
Arbeitslosigkeit und verbunden damit auch mit Perspektivlosigkeit beginnt, hat
schlechtere Aussichten auf eine erfolgreiche berufliche Zukunft. Die Grundlagen
für einen guten Start ins Erwerbsleben werden schon früh in der Schule gelegt.
Ein Schulabschluss ist die wichtigste Voraussetzung für eine gute Perspektive
auf dem Arbeitsmarkt. Wir werden Projekte, die Jugendliche und junge Erwachsene
im Übergang von der Schule in einen Beruf unterstützen, fördern.
Qualifizierung als Schlüssel zur Beschäftigung
Eine zentrale Rolle für die Überwindung von Arbeitslosigkeit spielt die
Qualifizierung insbesondere von langzeitarbeitslosen Menschen. Dabei müssen sich
die Lerninhalte und Lernformen den unterschiedlichen Vorkenntnissen und
Bedürfnissen der Menschen anpassen: Manche benötigen berufliches Basiswissen,
andere brauchen eine gezielte Weiterbildung in ihrem Beruf. Dabei gilt es
insbesondere, die digitale Spaltung zwischen Menschen, die die Technik
beherrschen, und denen, die sie nicht beherrschen, zu verhindern. Nicht jede
Qualifizierung ist für alle Arbeitslosen geeignet und notwendig. Deshalb müssen
die Angebote die Interessen und Bedürfnisse der Arbeitslosen berücksichtigen;
sie müssen zudem nachhaltig in dem Sinne sein, dass sie die Chancen auf einen
existenzsichernden und sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz gewähren.
Projekte und Initiativen, die nachhaltige und an den Bedürfnissen der
Teilnehmer*innen orientierte Angebote machen, unterstützen wir.
Leistungen des Dortmund-Passes ausweiten
Mit dem Dortmund-Pass erhalten Menschen, die Sozialleistungen beziehen,
ermäßigten Eintritt für städtische Freizeit- und Kulturangebote. Wir wollen den
Kreis der Anspruchsberechtigten ausweiten auf Bürger*innen mit geringem
Einkommen. Außerdem setzen wir uns dafür ein, die Leistungen des Dortmund-Passes
analog zu den Vergünstigungen durch die Ehrenamtskarte zu erweitern.
4. Alt werden in Dortmund
Auch in Dortmund werden viele Menschen immer älter. Unser Ziel ist es, dass sie
dabei so lange wie möglich selbstbestimmt leben und aktiv sein können. Die
meisten Menschen möchten auch im Alter in ihrer gewohnten Umgebung bleiben und
am alltäglichen Leben teilhaben. Deshalb braucht es kurze Wege und Hilfen vor
Ort. Dazu gehören eine gute Nahversorgung, ein guter und preiswerter
öffentlicher Nahverkehr, eine ausreichende Gesundheitsversorgung sowie gut
erreichbare und gut ausgestattete Begegnungs- und Beratungsstellen. Mit ihren
Lebenserfahrungen, ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten bereichern Senior*innen
unsere Stadtgesellschaft. Wir wollen deshalb die Teilhabe älterer Menschen
ermöglichen und unterstützen, unabhängig davon, wie viel Geld sie haben, wie es
um ihre Gesundheit bestellt ist oder welche Sprache sie sprechen.
4.1 Inklusive und starke Infrastruktur für Senior*innen
Wir GRÜNE stehen für ein inklusives Dortmund. Wir stehen für eine Stadt, in der
Chancengleichheit, gerechte Teilhabe und Selbstbestimmung für alle Menschen
sicherzustellen sind. Für uns ist Inklusion eine Querschnittaufgabe, die alle
Lebensbereiche berührt, insbesondere auch die der älteren Menschen.
Grün wählen für:
Inklusives Dortmund – Teilhabe und Barrierefreiheit
Teilhabe braucht unabdingbar ein entsprechendes barrierefreies Wohnumfeld, das
allen zugutekommt. Wir setzen uns außerdem ein für den weiteren Ausbau von
barrierefreien Haltestellen und von Ampelanlagen für Sehbehinderte sowie die
Absenkung aller Gehwege an Kreuzungen. Auch alle Behörden und Ämter müssen
barrierefrei sein, genauso die Zugänge zu amtlichen Formularen. Barrierefreiheit
muss darüber hinaus bei allen Gebäuden gewährleistet werden, die von der Stadt
Dortmund Investitionszuschüsse erhalten, Wir erwarten, dass der Hauptbahnhof
nach seinem Umbau grundsätzlich barrierefrei nutzbar ist und erwarten das auch von
anderen Bahnstationen in der Stadt.
Wir setzen uns dafür ein, dass Teilhabe im Alltag selbstverständlich wird.
Städtische Veranstaltungssäle sollen grundsätzlich mit induktiven Höranlagen
ausgestattet bzw. nachgerüstet werden, damit hörgeschädigte Menschen auch an
öffentlichen Veranstaltungen teilnehmen können.
Begleitservice für Bus und Bahn
Mobilität ist ein wichtiges Kriterium für eine selbstbestimmten Teilhabe am
gesellschaftlichen Leben. Gerade viele ältere und mobilitätseingeschränkte
Menschen mit Rollstuhl, Rollator oder Gehhilfe, aber auch seheingeschränkte,
blinde oder gehörlose Menschen fühlen sich bei der Nutzung von Bussen und Bahnen
unsicher und benötigen Hilfe. Ein ÖPNV-Begleitservice begleitet Fahrgäste von
der Haustür an in allen auf dem Weg erforderlichen öffentlichen Verkehrsmitteln
bis zu ihrem Zielort. Er wäre in einer tendenziell alternden Gesellschaft und
Stadt eine wichtige Ergänzung und Hilfestellung. Die von uns immer wieder
geforderte Einrichtung eines solchen Begleitservices ist in den letzten Jahren
aus unterschiedlichen Gründen gescheitert. Wir wollen einen ÖPNV-Begleitservice
in Dortmund weiterhin realisieren.
Öffentliche Toiletten ausbauen
Ausreichende, barrierefreie und qualitativ gute öffentliche Toiletten gehören
zur kommunalen Daseinsvorsorge einer Stadt. Insbesondere ältere Menschen, aber
auch Menschen mit Behinderung sind auf darauf angewiesen, dass ein stadtweites
Netz öffentlicher Toiletten zur Verfügung steht. Mit der derzeitigen Anzahl
vorhandener öffentlicher Toiletten kann die Stadt Dortmund die gleichberechtigte
Teilhabe am gesellschaftlichen Leben nicht gewährleisten. Wir setzen uns für ein
Konzept zum Ausbau öffentlicher Toiletten sowie für die stadtweite Umsetzung des
Projekts „Nette Toilette“ ein.
Wohnungstauschbörse und Umzugsmanagement
Ein Teil der älteren Menschen lebt in Wohnungen, die nicht altersgerecht, nicht
barrierefrei oder inzwischen einfach zu groß sind. Das macht eine eigene und
selbstbestimmte Haushaltsführung oft schwierig. Gleichzeitig wollen viele
Senioren*innen so lange wie möglich eigenständig leben und in vertrauter
Umgebung ihres Stadtteils bleiben. Viele trauen sich aber einen freiwilligen
Wohnungswechsel ohne Unterstützung nicht zu. Gleichzeitig gibt es junge Familien
mit Kindern, die eine größere Wohnung benötigen. Diese unterschiedlichen
Ansprüche wollen wir zusammenbringen. Wir setzen uns deshalb dafür ein, dass in
der Zusammenarbeit von Stadt und Wohnungsbaugesellschaften eine
Wohnungstauschbörse und ein Umzugsmanagement entwickelt werden. (siehe auch
Kapitel Wohnen und Stadtentwicklung).
Förderung von Mehrgenerationen-Wohnen
Schon jetzt gibt es in Dortmund verschiedene generationenübergreifende
Wohnprojekte, in denen jüngere und ältere Menschen, Familien mit Kindern und
Alleinstehende zusammenleben, planen und entscheiden. Nachbarschaftliches
Miteinander statt sozialer Isolation ist das Motto. Statt in der eigenen Wohnung
zu vereinsamen, sind hier ältere Menschen aktiv eingebunden. Wir werden weitere
Mehrgenerationen-Wohnprojekte in Dortmund unterstützen und fördern.
Schaffung von Gesundheitskiosken
In einigen Stadtteilen ist die ärztliche Versorgung nicht ausreichend gegeben,
weil es nicht genug Arztpraxen gibt. Gerade für ältere Menschen ist das ein
Problem. Sogenannte Gesundheitskioske bieten in anderen Städten eine
niedrigschwellige ambulante Versorgung und Beratung vor Ort, helfen bei der
Suche nach medizinischem Personal, bei Vor- und Nachbereitungen von Arztbesuchen
oder auch Aufklärung und Erläuterungen von medizinischen Befunden. Angliedert
ist zum Teil auch eine ambulante Pflege für chronisch kranke Patient*innen. Wir
wollen die Einrichtung von Gesundheitskiosken in Dortmund prüfen.
Weiterentwicklung Städtischer Seniorenheime
Die Städtische Seniorenheime gGmbH mit acht Seniorenheimen und fast 1.000
Plätzen im Stadtgebiet ist eine wichtige kommunale Daseinsvorsorge für das
betreute Wohnen älterer Menschen, die nicht mehr in ihrer eigenen Wohnung leben
können. Wir wollen diese Seniorenheime stärken und weiterentwickeln, gerade
hinsichtlich interkultureller Ansätze. Den Bereich der Service-Wohnungen für
Senior*innen wollen wir ausbauen. Gleichzeitig befürworten wir den Ausbau
ambulanter Dienste.
4.2 Selbstbestimmt alt werden
Seniorenbeirat stärken
Der gewählte Beirat für Senior*innen ist ein wichtiges kommunales Gremium, das
den Anliegen älterer Menschen in Dortmund eine Stimme gibt. Wir wollen den
Beirat in seiner Arbeit unterstützen und stärken. Dazu zählt auch ein
verankertes Rederecht der Mitglieder des Seniorenbeirates in den
Bezirksvertretungen
Seniorenbüros stärken
Die zwölf Seniorenbüros in Trägerschaft der Stadt und der Verbände der Freien
Wohlfahrtspflege sind ein wichtiger Anlaufpunkt in jedem Stadtteil für Hilfen im
Alltag, für die Kooperation mit medizinischem Personal und Pflegediensten, für
Begegnungsmöglichkeiten und Kommunikation, aber auch für die Vermittlung von
bürgerschaftlichem Engagement aktiver Senior*innen. Wir setzen uns dafür ein,
die Angebote der Seniorenbüros weiter auszubauen. Notwendig sind dabei gerade
vor dem Hintergrund vieler älter Zuwander*innen vermehrt auch kultursensible
Ansprechpartner*innen. Die Zusammenarbeit der Seniorenbüros mit vorhandenen
Seniorenbegegnungsstätten wollen wir fördern.
Nachbarschaftsprojekte ausbauen
Starke Nachbarschaften und lebendige Quartiere stärken die Qualität des
Wohnumfeldes und das soziale Zusammenleben. Das ist insbesondere für ältere
Menschen von großer Bedeutung, die möglichst lange in ihrer eigenen Wohnung und
der vertrauten Umgebung ihres Quartiers bleiben wollen. Wir setzen uns deshalb
dafür ein, nachbarschaftliche Projekte in der Stadt zu fördern und zu
realisieren.
Kultursensible Senior*innenarbeit, Beratung und Pflege stärken
Alt werden in der Fremde, die aber doch Heimat geworden ist, ist nicht immer
leicht. Wir setzen uns dafür ein, Angebote der Senior*innenarbeit, der Beratung
und Pflege auf die Bedürfnisse von Senior*innen mit Migrationshintergrund
abzustimmen und zu verbessern.
5. Drogenhilfe in Dortmund: Hilfe statt Sanktion
Wir stehen für eine humane Drogen- und Suchtpolitik, die Drogen weder
verharmlost noch ideologisch verteufelt. Kinder und Jugendliche wollen wir
wirksam vor Drogen schützen. Die Selbstverantwortung mündiger Erwachsener wollen
wir stärken, ebenso die wirksame Prävention. Abhängige benötigen Hilfe,
Konsument*innen sollten nicht länger kriminalisiert werden. Mit einer
Entkriminalisierung insbesondere von Cannabis werden Polizei und
Staatsanwaltschaften entlastet und finanzielle Mittel frei für Prävention,
Schadensminderung und bessere Therapieangebote.
Prävention und die Hilfen für drogenabhängige Menschen sind in Dortmund an
vielen Stellen gut ausgebaut. Und trotzdem gibt es Lücken im System, die gefüllt
werden müssen. Wir wollen deshalb das aktuelle Drogenhilfekonzept
weiterentwickeln.
Zur besseren Stabilisierung drogenkonsumierender Menschen braucht es unter
anderem niedrigschwellige Beschäftigungsmöglichkeiten. Wir wollen im Rahmen des
Teilhabechancengesetz entsprechende Möglichkeiten anzubieten.
Grün wählen für:
Stärkung der Prävention für Kinder und Jugendliche
Wir setzen uns ein für eine verstärkte und glaubwürdige Drogenprävention.
Insbesondere Kinder und Jugendliche wollen wir wirksam vor Drogen schützen,
indem wir z.B. die Werbung für Drogen wie Alkohol und Nikotin auf allen
städtischen Werbeflächen ausschließen. Durch das Präventionsprojekt „Klasse
2000“ sind in der Vergangenheit zu wenige Kinder erreicht worden. Wir wollen das
Projekt ebenso erweitern und stärken wie andere vorhandene Präventionsmaßnahmen
und -angebote.
Modellprojekt zur kontrollierten Abgabe von Cannabis
Cannabis ist die am häufigsten konsumierte illegale Droge. Die Zahl der
Konsument*innen ist in den letzten Jahren auch in Dortmund deutlich gestiegen.
Verbote führen offensichtlich nicht zu einer Vermeidung des Konsums, sondern
fördern stattdessen in mehrfacher Hinsicht eine Kriminalisierung: Durch den
illegalen Handel werden Schwarzmarktstrukturen gestärkt, bei denen auch
verunreinigtes Cannabis und harte Drogen ins Spiel kommen. Eine kontrollierte
Abgabe von Cannabis mit einem kontrollierten Wirkstoffgehalt kommt deshalb nicht
nur dem gesundheitsrelevanten Aspekt viel näher als ein Verbot, sondern hat auch
positive Effekte für den Jugendschutz und schwächt den Schwarzmarkt.
Wir setzen uns deshalb für die legale und kontrollierte Abgabe von Cannabis ein.
Damit sollen – im Gegensatz zu heute – der Verbraucher- und Jugendschutz
gestärkt werden. Sollte es die Möglichkeit von Modellprojekten zur
kontrollierten Abgabe von Cannabis geben, wollen wir sie für Dortmund nutzen.
Ausweitung der Öffnungszeiten und der Nutzung des Drogenkonsumraums
Das inzwischen zum Grafenhof umgezogene und von der Aidshilfe betriebene Cafe
Kick mit dem Dortmunder Drogenkonsumraum ist eine überlebenswichtige Einrichtung
für viele Menschen, die aus dem Hilfesystem der Stadt nicht mehr wegzudenken
ist. Drogenabhängige haben dort einen festen Anlaufpunkt, an dem sie sicher,
hygienisch und unter ärztlicher Aufsicht ihre Drogen konsumieren können, statt
sich in Hauseingängen oder Hinterhöfen zu verstecken. Zusätzlich werden Spritzen
und Kanülen gezielt gesammelt und entsorgt, statt auf Spielplätzen oder anderen
Orten herumzuliegen. Der Drogenkonsumraum nutzt also auch der gesamten Stadt.
Trotz der auch auf GRÜNE Initiative vorgenommenen Ausweitung der Plätze reichen
die Kapazitäten des Drogenkonsumraums nicht aus. Wir setzen uns deshalb dafür
ein, dass die Öffnungszeiten weiter ausgeweitet werden.
Momentan können nur in Dortmund gemeldete Drogenabhängige den Konsumraum nutzen,
auswärtige Abhängige nicht. Viele von ihnen kaufen ihre Drogen in Dortmund und
konsumieren sie dann zwangsläufig im Umfeld des Konsumraums oder irgendwo in der
Stadt – mit allen negativen Begleiterscheinungen bis hin zu weggeworfenen
Spritzen. Das wollen wir ändern. Wir setzen uns dafür ein, dass der
Wohnortnachweis für die Nutzung des Konsumraums entfällt.
Ausbau der Hilfsangebote in der Nordstadt
Insbesondere die Nordstadt braucht hinsichtlich der Drogensituation dringend
weitere Hilfen. Das Ordnungsamt hat klar beschrieben, wie die momentane
Situation aussieht: Auf Spielplätzen, auf öffentlichen Straßen und Plätzen, in
Grünanlagen oder in Hauseingängen werden weiche und harte Drogen konsumiert und
gehandelt.
Der bereits vorhandene Drogenkonsumraum am Grafenhof wird von vielen Abhängigen
der Nordstadt aufgrund der Entfernung nicht genutzt. Die Bewohner*innen der
Nordstadt haben aber zu Recht die Erwartung, dass die Szene ihre Drogen nicht
mehr vor und in ihren Hauseingängen konsumiert. Ordnungspolitische Maßnahmen
allein werden dieses Problem nicht lösen. Wir setzen uns deshalb dafür ein,
zusätzliche niedrigschwellige Hilfsangebote für Abhängige zu schaffen, die auch
den Bürger*innen vor Ort helfen. Dazu zählt auch die Ausweitung der
Straßensozialarbeit insbesondere rund um den Nordmarkt.
Wir setzen uns dafür ein, einen der geplanten neuen Tagesaufenthalte für
Drogenabhängige in der Nordstadt mit Wasch- und Konsummöglichkeiten
auszustatten. Außerdem ist die Installierung von Spritzenautomaten zur
Versorgung mit sauberen Spritzen und zur sauberen Entsorgung gebrauchter
Spritzen zu prüfen.
Intensivierung der Substitutionsbehandlung durch Diamorphin-Vergabe für
Schwerstabhängige
Dortmund hat mit über 40 niedergelassen Ärztinnen und Ärzte sowie der
Methadonambulanz des Gesundheitsamtes ein breites und gut aufgestelltes Angebot
der Substitutionsbehandlung. Dieses Angebot wollen wir erhalten und stärken.
Seit vielen Jahren fordert die GRÜNE Ratsfraktion darüber hinaus eine
Diamorphin-Vergabe für Schwerstabhängige. Die Gründe dafür liegen auf der Hand:
Insbesondere für hochgradig drogenabhängige Frauen, die seit Jahren und ohne
Perspektive in der Nordstadt der Prostitution nachgehen, ist ein Diamorphin-
Programm eine Möglichkeit, den Teufelskreis aus Sucht und Prostitution zu
durchbrechen. Viele von ihnen befinden sich in einer schwierigen
gesundheitlichen Situation, die sich durch den hohen Kontrolldruck nach der
Schließung des Straßenstrichs erheblich verschärft hat. Auch Strafverfahren und
Freiheitsstrafen führten in der Regel nicht zu einem Ausstieg aus Prostitution
und Sucht. Das zeigt auch, wie wenig repressive Maßnahmen gegen Drogensucht
helfen.
Immer wieder ist die Forderung nach einer Diamorphin-Vergabe aus
unterschiedlichen Gründen abgelehnt worden. Inzwischen hat eine Mehrheit des
Rates zumindest einer Machbarkeitsstudie für eine Vergabe in städtischer
Trägerschaft zugestimmt. Wir setzen uns dafür, dass schnellstmöglich eine
Diamorphin-Vergabe in Dortmund realisiert wird.
Entwicklung eines Konzepts für Drogenkonsumierende im Alter
Durch das verbesserte Hilfesystem erreichen Konsumierende inzwischen ein immer
höheres Alter. Dadurch wird das Thema der Pflege für ältere Drogenabhängige
aktuell und stellt besondere Anforderungen. Denn viele der Betroffenen leiden an
körperlichen und seelischen Folgeerkrankungen, an Mobilitätsstörungen bis hin
zur Körperbehinderung. Bereits seit vielen Jahren bietet das Landesmodellprojekt
LÜSA (Langzeit Übergangs- und Stützungsangebot) in Unna als niedrigschwellige
stationäre Wohneinrichtung stationäre Plätze in verschieden konzipierten
Wohnangeboten für mehrfach schwerstgeschädigte chronisch drogenabhängige
Menschen an. Wir setzen uns dafür ein, dass ein ähnliches Konzept für ältere
Drogenabhängige auch in Dortmund entwickelt und umgesetzt wird.
6. Hilfe für Menschen in Prostitution
In Dortmund arbeiten über 1.000 Frauen und Männer in der Prostitution. Unser
Ziel ist es, ihre rechtliche und soziale Situation zu verbessern. Gleichzeitig
setzen wir uns für ihren größtmöglichen Schutz ein. Wichtig ist uns, sie vor
jeglicher Form von Ausbeutung und Gewalt zu schützen. Wir stellen uns aber auch
gegen alle Bestrebungen, Menschen in der Prostitution zu kriminalisieren und zu
diskriminieren. Es gibt keine Belege dafür, dass durch Repressionen und
Kriminalisierung die Prostitution verhindert wird. Ein Verbot der Prostitution
lässt diese nicht verschwinden, wie Erfahrungen anderer Länder zeigen.
Prostitution würde verlagert, weniger sichtbar, wodurch Prostituierte weniger
geschützt werden können. Stattdessen wollen wir Beratungs- und Hilfsangebote
stärken.
Grün wählen für:
Das Dortmunder Modell – Unterstützung der Beratungs- und Hilfsangebote
Seit vielen Jahren gibt es den „Runden Tisch Prostitution“, an dem neben der
Verwaltung auch Beratungsstellen, Betreiber*innen der Linienstraße und
bordellähnlicher Betriebe, Prostituierte sowie die Polizei teilnehmen. Ziel
dieses Dortmunder Modells ist es, die Belange aller Beteiligten zu
berücksichtigen und sich auf gemeinsame Ziele zu einigen. Auch der Runde Tisch
“Kinder und Jugendliche in der Prostitution" verfolgt das Ziel schneller und
unbürokratischer Hilfen, um einem Verbleib junger Menschen im Milieu
entgegenzuwirken. Wir setzen uns dafür ein, die Arbeit der Runden Tische
fortzusetzen und das Dortmunder Modell weiterzuentwickeln.
Seit 2014 wird im Rahmen der Neuordnung der Hilfen für Prostituierte die
Mitternachtsmission als Fachberatungsstelle mit städtischen Mittel gefördert.
Inhalt der Arbeit sind neben den psychosozialen Beratungsangeboten auch die
aufsuchende Sozialarbeit und Streetwork sowie umfassenden Ausstiegshilfen.
Zusätzlich bietet auch die Beratungsstelle KOBER Unterstützungshilfen für
betroffene Frauen. Wir wollen die vorhandenen Beratungs- und Hilfsangebote
erhalten und absichern und sie bei Bedarf mit finanzieller Unterstützung der
Stadt ausweiten.
Wahrung der Persönlichkeitsrechte
Das neue Prostituiertenschutzgesetz gilt seit dem 01. Juli 2017 und hat durch
die neue Beratungs- und Anmeldepflicht zum Teil gravierende Auswirkungen. Viele
Frauen üben die Prostitution im Verborgenen und ohne Kenntnis ihres privaten
Umfelds aus. Durch die Anmeldebescheinigung und die Weiterleitung der Daten an
die Finanzbehörden besteht die Befürchtung, dass diese Anonymität aufgehoben
wird und die Betroffenen im Zweifelsfall erpressbar werden. Wir setzen uns dafür
ein, dass die Durchführung der gesundheitlichen Beratung im Gesundheitsamt
personell angemessen ausgestattet ist und kostenfrei bleibt. Es ist dafür Sorge
zu tragen, dass im Zuge der Anmeldung die Anonymität bestmöglich geschützt wird.
Hilfe durch eine Diamorphin-Ambulanz
Mit den bestehenden Unterstützungsangeboten wurden bisher nur unzureichend
drogenabhängige Frauen in der Prostitution erreicht. Eine Diamorphin-Vergabe
bietet eine Möglichkeit, den Teufelskreis aus Sucht und Prostitution zu
durchbrechen. Wir setzen uns dafür ein, dass schnellstmöglich eine Diamorphin-
Ambulanz in Dortmund realisiert wird. (siehe auch Programmteil „Drogenhilfe“)
Absicherung und Finanzierung der Arbeit zum Schutz der Kinder und Jugendlichen
Auch Minderjährige prostituieren sich in Dortmund oder werden zum Teil zur
Prostitution gezwungen. Die Beratungsstellen gehen von deutlich mehr als 50
Mädchen aus. Viele von ihnen haben den Kontakt zum Elternhaus und Freundeskreis
abgebrochen, leben in der Obdachlosigkeit, leiden unter Alkohol- und
Drogenkonsum sowie unter gesundheitlichen Problemen. Für ihre Beratung und für
Hilfen zum Ausstieg gibt es bisher keine öffentlichen Zuschüsse; auch die
Beratung und Prävention gegen das so genannte CyberGrooming, die gezielte
Ansprache von Kindern im Internet zur Anbahnung sexueller Kontakte ist zur Zeit
nicht finanziell gesichert. Die Beratungsstellen sind für diese Teile ihrer
Arbeit auf Spenden angewiesen. Wir setzen uns dafür ein, dass Hilfsangebote und
Ausstiegsarbeit, Prävention in Schulen und Onlineberatung ausreichend finanziert
und abgesichert werden.
Stärkung der Beratungsangebote für männliche Prostituierte
Nach einer wissenschaftlichen Studie ist Dortmund ein Zentrum der männlichen
Prostitution im östlichen Ruhrgebiet. Ca. 250 Jungen und Männer gehen in unserer
Stadt regelmäßig der Prostitution nach. Zumeist sind sie von massiven
psychosozialen und gesundheitlichen Problemen betroffen. Wir setzen uns für die
weitere und ausreichende Unterstützung von Präventions-, Beratungs- und
Begleitangeboten für männliche Prostituierte ein.
Finanzierung der Beratung für Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution
Insbesondere viele afrikanische Frauen sind während ihrer Flucht Opfer von
Menschenhandel und Zwangsprostitution geworden – darunter auch Minderjährige.
Die Altersfeststellungen durch das Jugendamt sind unter Umständen für die jungen
Frauen sehr belastend. Beratungsarbeit wird vom Land nur für die Frauen
gefördert, die in Deutschland und nicht auf ihrer Flucht Opfer von
Menschenhandel geworden sind. Wir setzen uns dafür ein, dass Hilfsangebote für
alle Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution zur Verfügung gestellt
werden. Hier ist insbesondere das Land gefragt.
7. Sicherheit in Dortmund: Bürger*innen-Rechte achten
In den vergangenen Jahren ist die Kriminalität in Dortmund kontinuierlich
gesunken. Gleichzeitig werden immer mehr Verbrechen aufgeklärt. Trotzdem leben
einige Menschen in Angst vor Gewalt, Einbruchskriminalität oder Übergriffen im
öffentlichen Raum, auf Straßen und Plätze oder auch im ÖPNV. Dieser
widersprüchlichen Entwicklung stellen wir uns mit bedachtem Handeln und einer
nüchternen Analyse. Wir setzen dabei auf städtebauliche und gestalterische
Maßnahmen, um Angsträume zu minimieren, und weiter auf eine Stärkung der
Nachbarschaft innerhalb der Quartiere sowie auf eine effektive,
partnerschaftliche Zusammenarbeit der städtischen Behörden mit der Polizei. Zu
einem sicheren Dortmund gehört für uns auch die Stärkung von Feuerwehr und
Katastrophenschutz.
7.1 Polizei, Stadt und Bürger*innen in partnerschaftlichem Zusammenwirken
Grün wählen für:
Bürger*innennahe Polizei statt Videobeobachtung
Wir wollen eine Stadt, in der sich die Bürger*innen frei und ungezwungen und
gleichzeitig sicher bewegen können. Eine Ausweitung der Videobeobachtung und -
überwachung im öffentlichen Raum führt zu mehr Überwachung und eventuellen
Verdrängungseffekten ohne Lösung der eigentlichen Probleme. Studien belegen,
dass Videobeobachtung Straftaten nicht verhindern kann. Zusätzlich sprechen
Datenschutz und Eingriffe in persönliche Freiheitsrechte gegen ein Mehr an
Überwachung. Auch die Landesdatenschutzbeauftragte NRW warnt vor dem Risiko
einer nahezu uferlosen Ausweitung polizeilicher Videoüberwachung im öffentlichen
Raum. Dies würde schrittweise auch zu einer Desensibilisierung für die
Problematik der Videoüberwachung führen. Wir lehnen deshalb einen Ausbau von
Videobeobachtung und -überwachung ab.
Die 2016 aufgrund einer Entscheidung von Innenministerium und Polizei in der
Brückstraße und am Platz von Leeds installierten Kameras haben nicht zu mehr
Sicherheit geführt. Im videobeobachteten Bereich kam es sogar zu einem Anstieg
von Straßenkriminalität. Gleichzeitig führen die Kameras zu einer Zunahme von
Überwachung und Beobachtung unbeteiligter Personen.
Die nun neu geplanten Kameras in der Münsterstraße waren noch 2016 von der
Polizei mit der Begründung verworfen worden, dass eine Videobeobachtung dort die
Dealerszene und andere Straftäter in umliegende Wohnviertel verdrängen könnte.
Während auf dem Weg durch die Einkaufspassagen Alternativen gewählt werden
können, ist dies auf dem Weg zur eigenen Wohnung nicht möglich. Daher lehnen wir
eine Überwachtung reiner Wohngebiete, die zudem ganze Straßen stigmatisiert, ab.
Wir setzen uns stattdessen für regelmäßige Streifen einer bürger*innennahen
Polizei und der kommunalen Ordnungspartnerschaften ein, um auch durch den
persönlichen Austausch das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu stärken und
Straftaten durch schnelles und regelmäßiges Einschreiten zu verhindern.
Kommunale Polizei-Beschwerde-Stelle
Seit 1996 erneuert der UN-Menschenrechtsausschuss immer wieder seine Forderung
nach einem unabhängigen Mechanismus zur Untersuchung von Beschwerden über
widerrechtliche Gewaltanwendung durch Polizeibeamt*innen.
Auch die Europäische Konvention zum Schutz der Menschenrechte und
Grundfreiheiten gewährleistet ein Verbot von erniedrigender Behandlung (Art. 3)
und unterstreicht, dass bei Misshandlungsvorwürfen gegen die Polizei ein
effektives und offizielles Ermittlungsverfahren eingeleitet werden muss. Dieses
individuelle Recht auf effektive Beschwerde bei innerstaatlichen Instanzen
entspricht den Grundprinzipien einer demokratischen Gesellschaft. Daher werden
wir die Möglichkeiten zur Einrichtung eines effektiven und unabhängigen
kommunalen Polizei-Beschwerdesystems prüfen.
Kommunale Ordnungspartnerschaften
Die Kommunalen Ordnungspartnerschaften mit der paritätischen Besetzung der
Streifen durch Ordnungsamt und Polizei haben sich seit vielen Jahren bewährt.
Die Streifen tragen objektiv zu einer erhöhten Sicherheit bei und steigern
gleichzeitig das subjektive Sicherheitsempfinden vieler Bürger*innen. Seit
längerem sind die paritätisch besetzten Ordnungspartnerschaften allerdings nicht
mehr die Regel, sondern die Ausnahme. Die Zahl der beteiligten Polizist*innen
hat sich reduziert, gleichzeitig ist die Zahl der rein städtisch besetzten
Doppelstreifen gestiegen. Das sehen wir kritisch. Wir setzen uns dafür ein, die
Streifen wieder grundsätzlich mit je einem/einer Mitarbeiter*in des
Ordnungsamtes und einem/einer Polizeibeamt*in zu besetzen. Das Land ist
aufgefordert, die dafür benötigten zusätzlichen Stellen der Polizei zur
Verfügung zu stellen. Die Ausrüstung der städtischen Mitarbeiter*innen mit
Schlagstöcken oder anderen Waffen lehnen wir ab.
Steigerung des Subjektiven Sicherheitsempfindens
Eine geringe Aufenthaltsqualität öffentlicher Plätze und Räume erhöht das Risiko
sogenannter „Angsträume“, an denen Menschen Angst haben, Opfer von Kriminalität
zu werden. Das führt teilweise dazu, dass viele Menschen bestimmte Wege oder
Orte nicht mehr benutzen. Wir setzen uns für eine Stadtplanung und -entwicklung
ein, die die Sicherheit öffentlicher Räume und Wege mit in den Mittelpunkt
stellt. Plätze und Wege müssen übersichtlich, gut beleuchtet und barrierefrei
sein. Wenn Menschen ihre Stadt, ihren Stadtteil, ihr Quartier als sicher
empfinden, wenn Plätze zu belebten Orten werden, an denen soziale Kontrolle
stattfindet, dann sinkt das Risiko für Kriminalität und das subjektive
Sicherheitsempfinden steigt. Wir wollen deshalb eine systematische Analyse zur
Erfassung sogenannter „Angsträume“ auf Wegen, Straßen und Plätzen im
öffentlichen Raum und ein Programm zur Umsetzung geeigneter Maßnahmen.
Entkriminalisierung von Cannabis
Durch den illegalen Handel mit Drogen – insbesondere mit Cannabis – werden auch
in Dortmund Schwarzmarktstrukturen gestärkt, bei denen auch harte Drogen ins
Spiel kommen. Wir setzen uns deshalb für eine kontrollierte Abgabe von Cannabis
ein. Damit würden nicht nur erwachsene Konsument*innen entkriminalisiert,
sondern auch der Schwarzmarkt auf Straßen, Plätzen oder in Parks reduziert. Das
führt zu einer erhöhten Sicherheit und Aufenthaltsqualität. Gleichzeitig werden
damit auch Polizei, Justiz und Ordnungsbehörden von zeitraubenden, kostspieligen
und ineffektiven Einsätzen und Verfahren entlastet und stehen für andere
Aufgaben zur Verfügung, zum Beispiel für einen bürger*innennahen Streifendienst.
(siehe auch Programmteil „Drogenhilfe).
7.2 Bürgerschaftliches Engagement für ein sicheres Dortmund
Grün wählen für:
Solidarische Stadteile und Quartiere
Starke Nachbarschaften und lebendige Quartiere stärken das soziale
Zusammenleben, führen zu einer höheren Qualität des Wohnumfeldes und stärken
auch das Sicherheitsbefinden. Die Identifikation von Bürger*innen mit ihren
Quartieren entsteht u.a. durch die Einbindung in die gemeinsame Planung und
Gestaltung von Stadtvierteln, Wegen, Straßen und Plätzen in ihrem Lebensumfeld.
Bürger*innen, die den öffentlichen Raum zu ihrer eigenen Angelegenheit machen
können, kümmern sich auch verstärkt um ihr Quartier und die dort lebenden
Menschen.
Wir wollen deshalb möglichst viele nachbarschaftliche Projekte in der Stadt
realisieren, um mehr Bürger*innen in die Gestaltung ihrer Stadt einbeziehen zu
können. Die Stadt ist gefordert, selbstinitiierte Projekte im Rahmen ihrer
Möglichkeiten zu unterstützen, Freiflächen zu erfassen und zu vermitteln und als
Ansprechpartnerin zum Beispiel für ordnungsrechtliche Probleme zur Verfügung zu
stehen.
Als Ansprechpartner*innen für Sorgen und Nöte vor Ort möchten wir weiterhin die
Arbeit der Quartierskümmerer*innen im gesamten Stadtgebiet fördern. Durch ihre
vielfältige Tätigkeit – von kleineren Reinigungsarbeiten über die Konfliktlösung
bis hin zur Unterstützung von sozialen Institutionen, Vereinen oder
Veranstaltungen – nehmen die Quartierskümmerer*innen eine bedeutende Rolle im
Rahmen der Stadtteile ein. Wir befürworten, dass auch zukünftig
Langzeitarbeitslose als Quartierskümmerer*in eingesetzt werden, um auf dem
ersten Arbeitsmarkt wieder Fuß zu fassen.
Kommunikatives Konfliktmanagement vor Ort
Wir setzen uns dafür ein, ein so genanntes Allparteiliches Konfliktmanagement
(AKIM) für Dortmund einzuführen. Eine derartige Einrichtung gibt es bereits mit
Erfolg in anderen Städten. Das AKIM ist eine zentrale Stelle, die für das
gesamte Stadtgebiet bei Anfragen zu Konfliktlösungen im öffentlichen Raum eine
erste Konfliktanalyse vornimmt und vor Ort mit rein kommunikativen Mitteln
präsent ist.
Die AKIM-Konfliktmanager*innen werden bei Konflikten an öffentlichen Plätzen
aktiv, dort, wo andere Stellen nicht zuständig sind oder ihr Einsatz nicht
verhältnismäßig wäre. Die AKIM-Konfliktmanager*innen agieren vor Ort, um durch
ihre Präsenz Konflikte zu beruhigen und vermittelnd einzugreifen, sprechen mit
den Konfliktparteien und informieren sie ggf. über die Regeln im öffentlichen
Raum. Sie benennen zuständige Stellen für weiterführende Hilfe oder schalten
sich direkt ein. Dabei setzen sie sich für die Interessen und Belange aller
Nutzergruppen ein und versuchen zwischen ihnen zu vermitteln. In München wurde
das Allparteiliche Konfliktmanagements mit dem Eurocities Award 2019
ausgezeichnet, weil es niedrigschwellig und mit wenig Aufwand stadtweit
unterschiedliche Konflikte im öffentlichen Raum bearbeitet.
Zusätzlich wollen wir die Einrichtung von Nachtbürgermeister*innen prüfen
lassen. In vielen Städten gibt es schon eine solche Stelle zur Vernetzung von
Nachtkultur und Nachtökonomie sowie zur Lösung von Konfliktsituationen zwischen
Gastronomie, Besucher*innen und Anwohner*innen.
7.3 Zukunftsfähigkeit von Feuerwehr und Katastrophenschutz
Grün wählen für:
Sicherung der Infrastruktur und finanziellen Mittel
Absehbar werden die Ansprüche an Feuerwehr und Katastrophenschutz weiter
steigen: Der Klimawandel führt vermehrt zu Hitzeperioden und Trockenheit, aber
auch zu Starkregen mit Überschwemmungen. Wir setzen uns dafür ein, dass die für
diese Aufgaben notwendige Infrastruktur und die notwendigen finanziellen Mittel
zur Verfügung gestellt wird. Dabei ist auch die Interkommunale Zusammenarbeit
der Feuerwehren zu stärken.
Die dezentral in den Stadtbezirken angesiedelten Standorte der Feuerwehr sind im
Katastrophenfall Anlaufstellen für die Bevölkerung. Wir setzen uns dafür ein,
dass alle Bürger*innen umfassend und transparent informiert werden, wie sie sich
im Gefahrenfall verhalten sollen und welche Möglichkeiten es zur Information
gibt. Die bisherigen Möglichkeiten sind zu überprüfen und gegebenenfalls zu
ergänzen.
Anpassung der Rettungsdienste an eine alternde Gesellschaft
Zusammen mit den Hilfsorganisationen sorgt die Feuerwehr für einen
flächendeckenden Rettungsdienst, notärztliche Versorgung und Krankentransporte.
In einer tendenziell älter werdenden Gesellschaft steigen die Anforderungen an
einen effektiven Rettungsdienst. Der städtische Rettungsdienstbedarfsplan bietet
eine gute Grundlage, um im Notfall Leben zu retten. Wir setzen uns dafür ein,
dass in Notfällen auch weiterhin der Einsatzort in der Regel innerhalb von 8
Minuten erreicht wird.
Unterstützung und Anerkennung für die Haupt- und Ehrenamtlichen
Die Feuerwehr, der Rettungsdienst und der Katastrophenschutz in Dortmund sind
gut aufgestellt; die Dienste genießen in der Öffentlichkeit im allgemeinen
großes Vertrauen und hohes Ansehen. Zu verdanken ist dies insbesondere dem hohen
Engagement und dem Leistungsstand der haupt- und vor allem auch der
ehrenamtlichen Akteuren. . Deshalb wenden wir uns entschieden gegen Anfeindungen
und gewalttätige Übergriffe. unterstützen wir das Engagement von Feuerwehr und
Hilfsorganisationen bei der Gewinnung neuer Mitwirkender – insbesondere auch von
Dortmunder*innen mit Migrationsgeschichte. Ebenso unterstützen wir die Feuerwehr
mit Nachdruck bei der Nachwuchsförderung und der Jugendarbeit der
Jugendfeuerwehr.
Aktualisierung des Dortmunder Pandemieplans
Das Corona-Virus hat gezeigt, dass eine Pandemie innerhalb kürzester Zeit eine
Stadt, ja ein ganzes Land lahmlegen kann – mit massiven Auswirkungen und
Konsequenzen. Wir wollen aus Corona lernen und setzen uns dafür ein, den seit
2012 bestehenden Dortmunder Pandemieplan aufgrund der Erfahrungen mit Corona
dringend zu aktualisieren.
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